Angelpunkt des Projektes sind Taschen: originale Reise- und Handtaschen, mit denen die Frauen in Österreich eintrafen. Die Tasche als Symbol für das Reisen, das Einpacken und Mitnehmen von persönlichen Dingen an andere, oft unbekannte Orte, das Entdecken fremder Länder, das Mitbringen von Erinnerungen und Souvenirs - für viele oft der letzte verbliebene Besitz und Geheimnisträger der eigenen Existenz. Die Taschen symbolisieren aber auch die Erinnerung an die vergangene und verlassene Heimat. Jede beinhaltet persönliche Dinge bzw. eine Auflistung jener, die man mit sich nahm.
Nur beim Öffnen einer dieser Taschen hört man jeweils eine von den Frauen erzählte Geschichte. Migrantinnen singen Lieder von Zuhause oder erzählen in ihrer Muttersprache von ihren Wünschen, Träumen und Erinnerungen an die Kindheit, von schönen Momenten aus ihrem Leben. Der Blick fällt auf ein zugleich offenes und doch verborgenes Inneres.
Dabei geht es nicht nur um das Abbilden von Realität; es ist auch eine Reflexion über die Sexualisierung der Frau im globalen Arbeitsmarkt. Besonderes in Bezug auf Migration, die ja immer "weiblicher" wird, ist das kein Nebeneffekt, sondern ein struktureller Bestandteil. Frauenhandel ist dabei nicht auf Illegalität beschränkt, sondern verweist auch auf den ökonomischen Zwang der Frauen, sich zu versklaven.
Die Lebenssituation, in der sich die betroffenen Frauen befinden, ist jedoch nicht vom oft zitierten "Opferdasein" geprägt, sondern sie ist gelebte Realität und wie jede Realität zwar von äußeren Umständen bedingt, aber auch von ganz persönlichen Entscheidungen geformt. Einerseits ist es zwar eine von Angst, Brutalität, Unsicherheit, Unterdrückung und Ausbeutung geprägte Wirklichkeit. Andererseits aber eine, die von Entscheidungswillen und Entscheidungsfähigkeit zeugt, von Mut und Entschlossenheit, Durchhaltevermögen und Stärke, vom Streben nach individueller Geltung angesichts der substantiellen Probleme, kurz: vom Nicht-Aufgeben.